Vom Putzen und Schreiben und Schreien

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Das Schreiben hat sich so minimiert und das ärgert mich. Gerade jetzt trocknen die Bäder, die ich geputzt habe und eigentlich könnte ich in dieser Zeit etwas anders reinigen, ein anderes Zimmer staubsaugen, Wäsche machen- ach ne, die Maschine läuft ja schon- die Küche aufräumen oder der singenden Lilli Gesellschaft leisten. Ist gibt immer so vieles, was man machen könnte, statt sich hinzusetzen und etwas für sich zu machen. Aber das Schreiben gerade jetzt ist wichtig, wichtig um für mich festzuhalten, dass unser Familienleben im Moment sehr anstrengend ist. Nicht wegen der nervigen Hausarbeit, die gibt es schließlich immer. Es ist anstrengender als sonst, weil unsere fünf jährige Tochter wieder in einer Phase ist. Dazu muss ich eines sagen, ich hasse Phasen! Lilli ist permanent überdreht, aggressiv und zweifelt oft an sich und ihren Fähigkeiten. Ersteres reizt mich gelegentlich und Letzteres macht mich traurig und ich fühle mich etwas hilflos. Mein Kind ist phantastisch! Warum weiß sie das nicht? Liegt es an uns, weil wir im Moment oft nörgeln oder sogar richtig schimpfen? Dabei komme ich mir übrigens ziemlich bescheuert vor. Ich spiele, bastel, singe und tobe mit ihr. Wir begleiten sie zum Fußball, gehen radeln oder hören zusammen eine Folge Bibi Blocksberg. Wir versuchen sie zu verstehen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen und trotzdem scheitern wir im Moment. Elias fordert ebenfalls unsere Aufmerksamkeit, leider schon ab fünf Uhr morgens und das macht mich platt. Klar könnte ich um neun ins Bett gehen, aber ich möchte auch Freizeit haben oder in Ruhe das Schlachtfeld reinigen.
Ich liebe meinen tollen Kinder und ich weiß, dass es wieder entspannter zugehen wird, aber im Moment könnte ich auf die Frage : Wie geht es dir? hysterisch anfangen zu lachen.

Aber wie das Leben so spielt merke ich gerade wieder wie Freude in mir hochkommt und mich lächeln lässt. Lilli hat sich zu mir gesellt und möchte mir zeigen, was sie gebaut hat. “ Mami, kommst du jetzt?“ Und die Antwort darauf ist weniger laut und verstörend.

Bevor ich es vergesse

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Die Tage mit Kindern sind voll mit Erlebnissen und am Ende eines Tages bin ich oft richtig platt, ausgepowert. Aber heute siegt nicht das verlockende Angebot des ’sich einfach hinlegen und nichts tun‘. Der Tatendrang des Schreibens über schöne Dinge gewinnt das Duell um meine Gunst!

Zwei Momente der letzten Tage berühren mich noch nachhaltig.

Der eine spielte sich auf der Rückbank unseres Autos ab. Während Ulrich den Wagen steuerte und Carina neben ihm saß, war mein Platz zwischen unseren wundervollen Kindern.Nach einem anstrengenden Strandtag wurden sie von der Müdigkeit übermannt und ich lauschte ihrem gleichmäßigen Atmen und genoss es, dass beide die direkte Nähe zu ihrer Mama suchten. Elias hielt meinen linken Zeigefinger fest umklammert und Lilli schmiegte sich an meinen rechten Arm. Im Radio dudelte ein Neunziger Song und ich lächelte zufrieden vor mich hin, als ich bemerkte, dass mein Mann mich durch den Rückspiegel beobachtete. Er hatte diesen besonderen, diesen friedlichen und vollkommenen Moment, mitten auf der Autobahn, auch gespürt.

Der andere Moment war etwas leiser. Elias schrie eines Abends und ich lief zu ihm hoch. Schnell hatte ich meinen kleinen Frosch beruhigt und hielt ihn noch etwas länger auf meinem Arm. Und da geschah es, ganz plötzlich liefen mir die Tränen über die Wangen. Ich weinte vor Glück, einfach weil ich bei ihm sein konnte. Die ersten Tage nach seiner Geburt überkam mich dieses spontane Weinen häufiger. Schließlich hatte ich lang auf ihn gewartet und konnte zunächst nicht wirklich begreifen, dass er angekommen war. Ich weinte vor Erleichterung, meine Sehnsucht nach meinem Baby hatte ein Ende.
Aber dieser Glücksmoment in seinem Zimmer war doch anders. Irgendwie bewusster. Ich genoss das Gefühl der absoluten Gewissheit darüber, dass meine Liebe zu meinen Kindern bedingungslos und unendlich ist. Ich weinte, weil es mir gegönnt ist Mama zu sein!